Spannende Nachricht für alle an Fruktosemalabsorption bzw. an intestinaler Fruktoseintoleranz Leidenden: Seit Anfang Juli 2016 gibt es das Medizinprodukt „Fructaid®“, das „den unbeschwerten Genuss von fructosehaltigen Lebensmitteln“ ermögliche.

In einer Pressenachricht teilt der Hersteller bzw. Rechteinhaber, die Pro Natura Gesellschaft für gesunde Ernährung mbH aus Bad Vilbel, mit, dass das neue Präparat nun in deutschen Apotheken erhältlich sei (siehe Pressemitteilung vom 5.7.2016: Fructose-Intoleranz – jeder Dritte ist betroffen. Neues Enzympräparat verhindert Verdauungsbeschwerden).

Wirkweise von Fructaid®

Der Wirkstoff von Fructaid® sei ein Enzym namens Glucose-Isomerase, das „nachweislich durch Fructose-Malabsorption bedingte Verdauungsprobleme“ verhüte oder lindere. Dieses Enzym könne im Dünndarm den Einfachzucker Fructose (Fruchtzucker) in den Einfachzucker Glucose (Traubenzucker) umwandeln.

Glucose bereitet Fructoseintoleranten keine Probleme und durch die Umwandlung der Fructose innerhalb des Dünndarms könnte somit verhindert werden, dass Fruchtzucker (oder jedenfalls größere Mengen hiervon) in den Dickdarm gelangen. Die Symptome einer Fruchtzuckerunverträglichkeit könnten dadurch tatsächlich vermieden werden, weil eine Gärung der Fructose im Dickdarm und damit die Ursache für viele Beschwerden gar nicht mehr einsetzen würde.

Fructose-Gärung im Dickdarm

1. Bei Fructoseintoleranz wird der Fruchtzucker nicht im Dünndarm verstoffwechselt, sondern gelangt in den Dickdarm.
2. Im Dickdarm wird die Fructose von Darmbakterien vergoren – die Folge: z. B. Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfall.
Abb: obs/Pro Natura Gesellschaft für gesunde Ernährung mbH

Zutaten von Fructaid®

Cellulose, Hypromellose, Glucose-Isomerase, Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer-(1:1)-Dispersion 30 %, Talkum, Hydroxypropylmethylcellulose, Trehalose*, Triethylcitrat, E 171.
*Trehalose ist eine Glucosequelle. Angaben laut Hersteller auf fructaid.de

Das Enzym wird übrigens mittels Bakterien hergestellt, ist also mikrobiellen Ursprungs. Und weil auch alle weiteren Zutaten nicht tierischen Ursprungs sind, ist Fructaid® auch für Vegetarier/innen und Veganer/innen geeignet.

Anwendung von Fructaid®

Zunächst: Das Medizinprodukt ist nicht anzuwenden bei hereditärer (also bei angeborener bzw. vererbter) Fructoseintoleranz, die, im Vergleich zur intestinalen Fruktoseintoleranz bzw. -malabsorption, sehr selten vorkommt (im Zweifel durch einen Arzt abklären lassen!). Bei der weit verbreiteten Fruchtzuckerunverträglichkeit sollen 1 bis 4 Kapseln einige Minuten vor dem Verzehr fructosehaltiger Speisen und/oder Getränke mit etwas Flüssigkeit eingenommen werden. Die optimale Dosierung hängt u. a. vom Fructosegehalt der Nahrungsmittel und von der individuellen Tolleranzschwelle des Betroffen ab – Empfehlung des Herstellers: selbst austesten.

Fazit

Fructaid® scheint ähnlich hilfreich zu sein und in vergleichbarer Weise zu wirken wie das Enzym Lactase bei Lactoseunverträglichkeit (das bietet der Hersteller Pro Natura übrigens auch an, siehe hier*). Über das neue Enzym-Präparat dürften sich daher viele Betroffene freuen.

Ganz so neu ist es allerdings nicht, dieses „weltweit einzige Produkt zur Verhütung bzw. Linderung von Verdauungsbeschwerden, die durch Fructose-Malabsorption ausgelöst werden“ (zitiert nach Produkt-Homepage). Seit einigen Jahren bereits gibt es in Österreich vergleichbares: FructoZym® und XYLOSOLV®* (Nachtrag: nun wieder unter Fructosin® bestellbar) – beide mit dem Enzym Xylose-Isomerase zum Abbau von Fructose. Patentstreitigkeiten aber hatten dazu geführt, dass diese österreichischen Präparate in Deutschland nicht verkauft werden durften (siehe hier [2013]).

Nachtrag: Fructaid® ist inzwischen auch online bestellbar, z. B. bei Amazon*.