Die Reformwaren- und die Naturkost- oder Biobranche nähern sich an. Die Reformhäuser schauen auf eine über 100jährige Tradition zurück, sind stolz auf ihre vegetarischen Wurzeln, auf ein gewachsenes Sortiment von schonend verarbeiteten Lebensmitteln über Naturkosmetik bis hin zu naturnahen Gesundheitsprodukten, über eine fundierte Beratungskompetenz… Die Naturkostläden hingegen verweisen selbstbewusst auf die konsequente Öko-Ausrichtung ihres Lebensmittelsortiments, auf die mit ihnen und durch sie gewachsenen Anbauverbände und Bio-Hersteller, auf ihr Engagement für den Umweltschutz… und schließlich auch auf ihren marktwirtschaftlichen Erfolg: Mit zweistelligen Zuwachszahlen konnten sie die reformerischen Mitbewerber viele Jahre lang mühelos hinter sich lassen. Grund genug, um auf Differenzen zu setzen und Konkurrenzkampf zu betreiben?
Diese Zeiten sind vorbei. Die Lebensreform als Initialbewegung der Reformhäuser ist längst als Allgemeingut in der breiten Bevölkerung angekommen, ein weiteres Engagement in die einstigen Ziele dieses gesellschaftlich-industriellen Gegenentwurfs vom Anfang des 20. Jahrhunderts erscheint, wie Eulen nach Athen zu tragen. Ebenso ist die Ökobewegung der 1970er als eine initiale Säule der Naturkostläden in das Bewusstsein nicht nur von Parteien und Wählern fernab der Ökoparteien gerückt. Auch die strikt und gnadenlos marktwirtschaftlich ausgerichteten Großkonzerne nutzen das wirtschaftliche Potential des Bio-Trends, um nun die einstigen Vorreiter und ökologischen Einzelstreiter ökonomisch zu überrollen. Grund genug, um Gemeinsames zu erkennen und neue Ziele zu formulieren?
Wir meinen: ja! Lebensreform und Ökobewegung sind zwei inzwischen historische Ausrichtungen einer bis heute aktuellen Idee, deren Grundansichten allgemeine Verbreitung, sogar breite Anerkennung gefunden haben, deren Ziele aber längst nicht erreicht – vielleicht sogar im Gegenteil: mehr denn je gefährdet sind. Nahrungsmittelkonzerne und Pharmaindustrie, die die Reform- und Öko-Überzeugungen lediglich als Marketingtrend erkennen und instrumentalisieren, pfeifen auf Grundwerte wie Umweltschutz und LEBENSmittel. Ökoanbau ist schlicht Kostenfaktor, Gesundheit nur marktwirtschaftlicher Hemmschuh…
In diesem Sinn möchte N-Natur Nachrichten aus den Bereichen Naturkost, Naturarznei und Naturkosmetik verbreiten, die eine gemeinsame Grundtendenz von Reform- und Bio-Branche noch erkennen lassen – und im immer schon dagewesenen Spannungsfeld zwischen marktwirtschaftlichen Zielen und menschlichen Grundüberzeugungen möchten wir nun arbeiten. Reform- und Bioladen ist uns dabei ein Gemeinsames, Großkonzerne sind uns fremd.
